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Ortsfamilienbuch LingenDr.-Ing. h. c. Carl Ludwig Jüngst Er begann seine berufliche Laufbahn nach dem Abschluss des Gymnasiums in Lingen als Bergwerksbeflissener beim Kgl. Hannoverschen Berg- und Forstamt in Clausthal. Seine Studien an der Bergschule in Clausthal beendete er 1853/54 mit der ersten berg- und hüttenmännischen Prüfung. Anschließend arbeitete er als Hüttenaspirant auf der Königshütte/Harz. Er erwarb sich praktische Kenntnisse und konnte durch Reisen zu verschiedenen Harzer Hütten und nach Österreich sein Wissen erweitern. 1858 legte er die zweite berg- und hüttenmännische Prüfung ab. Er schrieb hierzu zwei Abhandlungen, die im Niedersächsischem Bergarchiv Clausthal erhalten sind. Nach Abschluß der Prüfung wurde Carl Ludwig Betriebsgehilfe bei der Eisenhüttenadministration in Königshütte/Harz. 1865 konnte er wiederum eine Belehrungsreise nach Österreich, Sachsen, Westfalen, Nassau, Siegen und Ostfrankreich unternehmen. Er hat auf dieser Reise das Bessemer-Verfahren und die Anlage der Kokshochöfen studiert. Im gleichen Jahr wurde er als Hüttenmeister zum zweiten Betriebsbeamten der Königshütte befördert. 1866 unternahm er eine weitere Reise zu den Hüttenwerken in Hörde, Georgsmarienhütte, Ilsede, Niederbronn und Rosenberg in Bayern, um die Kokshochöfen zu studieren. Im gleichen Jahr wurde er nach Rothehütte versetzt. Hier befasste er sich mit der Einführung des Kokshochofenbetriebes. Im Jahre 1866 erfolgte die Annexion Hannovers durch Preußen. Für Carl Ludwig bedeutete dies im Jahre 1871 eine Versetzung als Hütteninspektor an die Königlichen Hüttenwerke Gleiwitz/OS. 1872 wurde er Hüttendirektor in Gleiwitz/OS. Dieses Amt hat er 31 Jahre innegehabt. 1873 wurde er zum Bergrat ernannt und 1891 zum Geheimen Bergrat. Unter seiner Leitung wurde dem Werk eine Röhrengießerei, die Stahlgießerei und die Kokereianlage angegliedert. In den letzten Jahren seiner Tätigkeit übernahm er zusätzlich die Leitung des Hüttenamtes Malapane/OS. Außerdem war er als Forscher und Fachschriftsteller tätig. 1902 wurde er für seine Verdienste zum Ehrenmitglied des "Vereins deutscher Eisengießereien" ernannt. Auch die "Eisenhütte Oberschlesien" ernannte ihn zum Ehrenmitglied. 1902 trat er in den Ruhestand und übersiedelte nach Berlin. Er beteiligte sich weiterhin an den Versammlungen der Gießereifachleute und interessierte sich bis ins hohe Alter für die neuesten Erkenntnisse auf seinem Fachgebiet. Am 23.09.1911 verlieh ihm die Technische Hochschule Breslau bei Einweihung ihrer neuen hüttenmännischen Institute den Titel eines Dr.-Ing. h. c. 1913 nach dem Tod seiner Frau zog es ihn wieder nach Gleiwitz/OS, wo er auch verstarb. In einem Nachruf heißt es:" Für die Arbeiter hatte er jederzeit ein warmes Herz und sorgte für sie, soweit es in seinen Kräften stand." Quelle: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 2006 von Gerda Haecker, Klein-Machnow |
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