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Ortsfamilienbuch Schlaggenwald

Schlaggenwald (tschechisch heute Horní Slavkov) – einst stolze (seit 1548 freie) königlich-kaiserliche Bergstadt im Egerland in Böhmen hat einen reichen Fundus an alten Kirchenbüchern und Dokumenten aus dem Stadtarchiv (heute im Archiv im Schloß Heinrichsgrün/Jindřichovice).

Das älteste erhaltene Taufbuch (evangelisch-lutherisch) beginnt am 12. Mai 1557 (Österreicher-Taufe). Aufgrund größerer Lücken in den Abfolgen bei den verzeichneten Kindstaufen gehe ich davon aus, dass der Kirchenbuchführer Vulpius nicht alle Taufen verzeichnet hat. Des öfteren wird z.B. 1557 eine Taufe verzeichnet, dann aus derselben Familie erst wieder 1564 eine Kindtaufe, also sieben Jahre später - und das ist kein Einzelfall!

Am Rande des ältesten Taufbuches finden sich Einträge mit Bemerkungen wie '1 Kind, 2 Alte, 1 Junges', die zunächst rätselhaft erscheinen, doch weist der Randeintrag vom 23.10.1558 darauf hin, dass es sich um die Toten der Gemeinde gehandelt haben muss, denn er lautet '3 Alte in der Huben erschlagen' (Bergunglück); später finden sich hier auch einige wenige namentliche Einträge, die sich auf bedeutende Gemeindemitglieder bezogen haben.

Folgender Sterbeeintrag ist bisher nicht zuzuordnen:
24.11.1559: Nicolaus ...ub (...aub?) - die Anfangsbuchstaben sind in die Blattbindung vernäht und nicht leserlich.

1560 sind '3 in der untersten (Grube) todt gefallen' - Mertin Qua(n)tz mortuus, gar verfault' - der Eintrag stammt aus der Zeit um den 3. Advent/25.12.1560. Am 13.8.1561 ist erneut ein Bergman 'tzu Todt gefallen'; 5.12.1561 '1 Berckmann in Huba zu Tode gefallen'; 22.7.1564 erneut ein Bergmann in der Grube 'tzu Tode gefallen';

Taufe am 21.9.1562 Matthes, filius Hansen .... - Vatername leider unleserlich (?Eilohers, Weit...?)
Sterbeeintrag 2.3.1563 'Uxor Lotires moritur' - der Familienname ist fraglich: Ehefrau von Lotir (?) verstorben.

Am 19. Juni 1563 ist ein Feuer in Schlaggenwald um 1 (?) Uhr früh ausgebrochen '...ab gott lob ohne schaden abgangen...';

Ab Mitte Juli 1563 wütet die Pest in Schlaggenwald. Aus der Familie Weinhorst sterben Jacob Weinhorsts Frau, deren Vater, sowie der Bruder des Jacob Weinhorst. Am 18.8. stirbt 'Fleischers Knecht, Peste' und einen Tag später ein Mitglied der Familie Schneider. Bis Mitte Februar sterben etwa 165 Personen, bei vielen der Zusatzvermerk 'Peste'.

Sie bricht erneut Ende Juli 1564 in Trossau aus, hier sterben als erstes am 29. u. 30.7. drei Kinder 'Peste', zwei Tage später ein Erwachsener 'Peste' und wütet bis zum 1. Advent 1564, das Kirchenbuch verzeichnet für diesen Zeitraum 62 Todesfälle, die meisten - wie üblich - nicht namentlich.

1566 gibt es offensichtlich Lücken bei den Taufeinträgen, die Zahl der eingetragenen Taufen ist deutlich vermindert und die Abstände dazwischen sind höher, als in den Vorjahren!

1566 gibt es einen Eintrag am Rand des Taufbuches, S. 50 - hinten, den ich nur teilweise lesen kann und der eine Ehesache in Schaggenwald betrifft: 'En deponentt(um/us) Casus matrimonialis Joannis Prellens ibidem (apond...) Mar: Hirschen';

Mitte Oktober 1566 bricht erneut die Pest aus, ab 23.10.1566 sterben erste Menschen daran.

Das älteste Taufbuch endet 1568. Danach gibt es eine Lücke, bis 1583 das nächste Taufbuch einsetzt. Aus diesem Band fehlen viele Anfangsseiten und es hat in historischer Zeit einen Wasserschaden gegeben. Die Taufen auf den ersten Seiten des 2. Taufbuches beginnen mit einigen Taufen aus dem faglichen Jahr 1583. Darunter ist auch ein herausgefallenes Blatt aus dem Jahr 1592 (fol. 7), das falsch einsortiert und gebunden worden ist - das Jahr 1592 weist Lücken auf, hier scheinen einige Blätter völlig verloren gegangen zu sein. Durch Wasserschaden und Abkleben sind viele Einträge aus den ersten etwa 20 Seiten nicht mehr leserlich.

Vorab ist zu Bemerken, dass in diesem und den folgenden Taufbüchern bis 1624 im Regelfall die Ehefrau/Mutter mit vollem Namen, meistens mit ihrem Vater und der Herkunft angegeben ist, was den bedauerlichen Verlust der ältesten Trauregister vor 1625 in vielen Fällen ausgleicht.

Am Jahresende 1585 findet sich der Vermerk im Taufbuch, das in jenem Jahr 236 Kinder getauft worden sind, was auf eine Bevölkerung von 4000 - 5000 Einwohnern schließen lassen dürfte.

5 Taufen fehlen wegen eines halb herausgerissenen Blatts im Taufbuch von 1587 zwischen 12. Juli und 15. Juli = die Vornamen noch teils leserlich lauten: Balthazar, S.d. Herrn Wolffg....; Johannes; Jacobus; Christina, Bar.... ; die Christina scheint zur Oberschicht zu gehören, eine Tochter des 'Herrn...', sowie darunter 'Magister' genannt wird.

Auf der Folgeseite sind 6 Taufen herausgerissen zwischen 28. Juli und 30. Juli; auch die Taufe am 3.1.1598 ist nicht leserlich, wohl Oberschicht - Mutter: Margaretha, Sohn: David. 19. Okt. bis 13. Nov. 1588 fehlen die Taufen, also einige Seiten zwischen dem 18. und dem 23. Sonntag nach Trinitatis, geschätzt etwa 30 bis 45 Taufeinträge; zwischen 24. Nov. 1589 und 22. Jan 1590 fehlen sämtliche Taufeinträge; zwischen dem 10. und dem 18. Sonntag nach Trinitatis 1590 fehlen die Taufen im Kirchenbuch; das Blatt mit den Taufen zwischem 25. Sonntag nach Trinitatis und Freitag nach dem 3. Advent 1597 ist später falsch unter den Taufen des Jahres 1590 als Seite '82' einsortiert worden.

Der Taufeintrag auf der Rückseite oben ist teils vergilbt und muss später nochmals versucht zugeordnet zu werden: ..... Sohn Johannes u.d. Catharina, Tochter des .... Hoinels (? Hanels, Homels?). Paten: Jacob Fretz; Toffel Reinel; Margaretha..........Tochter'; (2.12.1597) auch die folgende Taufe ist noch unsicher zuzuordnen: die Ehefrau/Mutter hieß Margaretha, T.d. G(e)org Fischer und ihr Mann (unleserl. = Könnte Löffler sein) Sohn Johannes;

1591 fehlen ebenfalls Taufeinträge, sicher z.B. Ende Mai, deutlich ab 31.5.1591 bis 14.6.1591; die 1592 fehlenden Buchseiten im Taufregister, die alle Taufen zwischen 19. Juni und 13. Juli beinhalten, finden sich am Anfang des Buches - falsch eingebunden. Zwischen dem 25. Dezember 1593 und dem 19. März 1594 fehlen die Blätter aus dem Taufbuch, es geht nach Weihnachten 1593 mit dem Sonntag Lätare 1594 weiter, dem 20. März 1594. Erneut fehlen die Taufen ab Ostern, 10. April 1594 bis zum 23. April, also aus 14 Tagen. Dürften etwa 8 - 12 Taufen sein. Alle Taufen zwischen 30. August und 24. September (Freitag nach dem 11. Sonntag nach Trinitatis und Dienstag nach dem 15. Sonntag nach Trinitatis) 1596 fehlen im Taufbuch, das dürften 20 - 30 Taufen sein. Die Taufen zwischen 23. Nov. und 25. Dez. 1597 fehlen, vermutlich ein bis zwei Seiten im Taufbuch; ebenso eine Seite mit den Taufen zwischen 22. Januar und 11. Februar 1598; hier war offenbar das Buch auseinandergebrochen, die erhaltene Seite dazwischen ist beschädigt; 1599, im Herbst fehlen Taufen, besonders zwischen 20. August und 20. September;

Am 20. Februar 1596 wurden dem Ehepaar Christoph Kramer, Wächter und seiner Frau Ursula, geb. Haueisen, Drillinge geboren und notgetauft: Caspar, Melchior und Balthasar;

Taufbuch Nr. 2 endet mit regelmäßigen Eintägen auf Blatt 203 hinten mit dem 1. Juni 1600. Danach fehlen alle Taufen von Juni 1600 bis September 1601. Ein einziges Blatt aus dem Jahr 1601 ist erhalten geblieben und enthält Taufen aus dem September 1601. Damit ist nachweisbar, dass das Taufbuch Nr.3, welches 1602 beginnt wohl auch mit Beginn dieses Jahres zu führen begonnen worden ist. Die Taufeinträge auf der letzten Seite von Taufbuch Nr. 2 aus dem September 1601 sind stark vergilbt und teils durch Flecken überdeckt. So ist am 26.9.1601 noch die Zwillingstaufe von Andreas und Anna, Kinder von Martin .... zu erkennen;

Am 27.9.1601 wird Anna, Tochter von Nicol(aus) NN und N., einer Tochter von Georg Heinel, getauft. Darüber dürfte das Kind später noch zuzuordnen sein, jedoch scheint dieses die 1. Kindtaufe dieses Ehepaares sein, denn eine Tochter von Georg Heinel/Heinrich konnte ich bis dahin einem Ehepartner mit Vornamen Nicolaus nicht zuordnen.

1600 - 1603 finden sich große Lücken in den Taufbüchern.

Christoph Renner und Eva Schell sind die bisher einzig bekannten Eltern von Vierlingen - bei der Taufe des Sohnes Christoph am 16. August 1607 trägt Johannes Deucerus in das Kirchenbuch ein:
'Christoff, ein Sohn Christoff Renner, ein Hutter, sein Weib Eva, eine Dochter Mathes Schels, welche Frau vor 7. Jahren uf einmal 4 Kinder lebendig und zur Tauff geboren hatt'. Leider fällt diese Vierlingsgeburt genau in die Kirchenbuchlücke um 1600 - 1601, so dass wir nichts Genaueres darüber in Erfahrung bringen können.

Taufbuch Nr. 3 beginnt mit dem 15. März 1602, dem Freitag vor Lätare. Die ersten Blätter aus 1602 sind verloren gegangen. Das Buch ist zu Beginn nicht regelmäßig geführt worden, größere Lücken sind besonders im Jahr 1602 zu finden, eventuell wurden diese Taufen nachgetragen, da viele Fehler in stark veränderter Namensschreibweise auftauchen, bzw. einige Namen völlig falsch vermerkt wurden und nur durch den Gesamtzusammenhang zuzuordnen sind. Es endet Mitte Juli 1609.

Eintrag im Kirchenbuch 1608:
'Anno 1608, dem 31 Augustus stylo Novo
Ist auff Anordnung eines Ehrnvesten wolweißen Raths alhier zu allen nachfolgenten Kindtauffen das Schulglöcklein geleutet worden, da zuvor die lieben Kindlein ohne alles Leuten und Deuten sind zur H.(eiligen) Tauff getragen worden. Der almechtige Gott helffe, daß es Ihme zu Lobe, uns und den unseren zur entsprißlicher Wolfarth gereicht. Amen'

Die Taufe vom 5. März 1609 berichtet von einem Fall von Intersexualität, der bisher einmalig ist in der Familienforschung, der Eintrag im Kirchenbuch lautet folgendermaßen:
Lena, Eine Dochter Michael Rüdels von Milesgrin (diser Vatter hat seine Dochter Johannes einschreiben laßen, auch zween Männer zu Gevattern gebeten, den(n) ein gantzes Dorff hat es nicht erkennen können, ob es ein Freulein oder Her(r)lein were, Gott behütt i(h)nen i(h)r Gesicht, sein Weib Kethel, eine Dochter Thomae Roths.
Compatres: Hans Keffer; J(ungfrau) Margaretha Keffer(in); Eva, Mertel Schobert(in);
(Taufbuch Schlaggenwald 1602 - 1609, fol. 524 - Donnerstag nach Sontag Quinquagesimae sine Estomihi)

Lücke der Taufaufzeichnungen zwischen Mitte Juli 1609 und Mitte Oktober 1610 - das eine Taufbuch endet und Taufbuch Nr. 4 beginnt mit dem 17.10.1610. Es fehlen diverse Blätter.

Am 25. Juli 1612 gibt es bei der Taufe des Jacob Friedel den Hinweis: 'In feris pestorum' - in Zeiten der Pest; diese wütet noch am 8. Oktober 1612, denn bei der Taufe des Johannes Schmiedel wird vom Pastor vermerkt: 'dieses Kind ist getauffet in tomo pestelentiatus, da ich die Mutter (Barbara, geb. Gartnerin) fl: getröstet, welche, so bald ich zur Thür herauß gangen, peste verschieden';

Im Februar 1614 gibt es erneut eine Drillingsgeburt: drei Söhne des Erhard Münch und seiner Frau Margaretha, geb. Weihrauch, werden im Abstand von vier Tagen geboren.

Am 9. Oktober 1616 gibt es folgenden nicht einzuordnenden Taufeintrag: Katharina, Jacob ..... (Tochter) M(ate)r: Anna ..... Paten: Sebald Elbel; Katharina Wieck; Rosina Maßlitzer: Die Vornamen der Eltern treffen auf diverse Ehepaare zu - infrage kommen die Ehepaare Albert-Pfanner, Heim-Metzner, Metzner-Hanemann, Striegel-Heyer, Vetter-Heim;

Im November 1620 wird von einem Toten und einem Verletzten durch 'Freibeuter und Feinde' berichtet (Michael Bittermann tot und Martin Butz(ens) verwundet), was auf erste Scharmützel aufgrund des beginnenden 30jährigen Krieges hinweist. (8. November 1621: Schlacht am Weißen Berge bei Prag !). Im April 1621 tauchen vermehrt Taufen von Soldatenkindern im KB auf, Einwohner aus Nallesgrün, die nach Elbogen eingepfarrt gewesen sind, müssen 'wegen des Krieges' ihre Kinder in Schlaggenwald taufen lassen, was auf Truppen im Egertal hinweist.

1622 lassen Ende April die drei Geschwister Johannes, Margaretha und Susanna Schadt ihre Kinder taufen: 26.4.1622 Johann Georg, Sohn des Johannes Schadt, Bürgermeisters und Anna, geb. Grieß; am 29.4.1622 Johannes Mayß, S.d. Johannes Mayß u.d. Margaretha, geb. Schadt und am 30.4.1622 Anna Maria, T.d. Herrn Paul Selinger u.d. Suanna, geb. Schadt. Dazu schreibt der Pfarrer ins Kirchenbuch: 'Diße 3 Geschwisteren haben in 3 oder 4 Tag nach einander tauffen lassen, quod alias est rarum contigens (was nur sehr selten geschieht)'. Direkt danach folgen die Taufen von den Schwestern Barbara und Margaretha Dutz aus Trossau, beide auch am 30.4.1622: Maria, T.d. Wolff Marckgraff u.d. Barbara, geb. Dutz und auch Walpurgis, T.d. Johannes Rauh u.d. Margaretha, geb. Dutz - beide Paare in Trossau ansässig.
Dazu schreibt der Pfarrer erneut ins Kirchenbuch: 'Diße gantze Woche habe ich nur lauteren Geschwisterten getaufft, außgenommen eine Tauffe, das geschit sonst selten';

Das Taufbuch 1610-1624 endet mit der Taufeintragung der Maria Ram vom 17. Mai 1624, wobei diverse Blätter bis zum August des Jahres 1624 verloren gegangen sind.
Der Folgeband beginnt nach der Vertreibung der evang.-luth. Pastoren und Schulmeister Mitte August 1624 aus Schlaggenwald am 21. August des Jahres, als der katholische Pater Bruder Matthäus Meinl, Ordinarius aus dem Prämonstratenserkloster Tepl sich auf der ersten Seite des Buches einträgt und am 23.8.1624 als erstes Kind Wolfgang, Sohn des Tobias Grieß römisch-katholisch tauft;

Eine Taufe aus Töpeles (Hans Lindners Sohn Bartholomäus) hat noch am Dienstag, d. 20. August 1624 in Donawitz stattgefunden, da waren offenbar die evangelischen Pastoren nicht mehr in Schlaggenwald tätig. Ab August 1624 werden in den Folgemonaten September, Oktober und November Kinder auch aus Schönfeld, Lauterbach, Petschau, Neudorf und anderen Nachbarorten in Schlaggenwald getauft, möglicherweise aufgrund fehlender Geistlicher in jenen Orten.

Nach August 1624 ist die Kirchenbuchführung insgesamt aufgrund des 30j. Krieges sehr lücken- und fehlerhaft. Leider sind in den katholisch geführten Taufregistern auch nicht mehr die Familiennamen (und Väter) der Ehefrauen bezeugt, sondern nur noch deren Vornamen. Diese Lücken sind nur teilweise noch durch Grund- und Stadtbücher des Stadtarchives zu füllen, eine Arbeit, die es zukünftig noch zu tun gibt. Teilweise ist dies durch die Grundbücher der umgebenden Dörfer schon gelungen.

Ab 1636 setzen langsam wieder regelmäßige Traueintragungen ein und auch die Taufregister werden ab etwa 1635 immer vollständiger, so dass ab 1640 wieder von einer regelmäßig(eren) Kirchenbuchführung die Rede sein kann.

Die Taufe des Friedrich Weninger 1632 ist von einer fremden Hand eingetragen, teils nicht genau leserlich, was die Namen der Paten betrifft:
'23 February, Baptizatus Fridericus, filius Joannes Wenning(er), Matris Magdalena:
Patrinus: Franciscus Gnatzon (? Quatzon), italis miles & Capetaneus. Alter Patrinus: Fridericus Egerer. Matrina: Anna Maria Gladener(in) in Schlaggenwald; Baptizatus est ab Illust. Narchionis di Gran Capetano Moracho (?) ora S. Benedicti F(frater) Hieronymo Bencaccio, MPP:'

Es waren demnach spätestens ab 1632 fremde kaiserlich-katholische Truppen in Schlaggenwald anwesend. So ist der erste Taufpate Franciscus Gnatzon, Soldat und Hauptmann und taufender Pfarrer ist ein Benediktinermönch, Bruder Hieronymus Bencaccio, wohl ebenfalls ein Italiener, der die Taufe eigenhändig in das Kirchenbuch eingetragen hat. - Durch das Kriegsvolk wird die PEST in diese Gegend eingeschleppt, die hier von September 1633 bis etwa Januar 1634 wütet und viele Tote fordert. Leider fehlt ein Begräbnisbuch aus dieser Zeit für Schlaggenwald und auch ein Trauregister wird erst wieder vollständig ab 1636 geführt, so dass wir kaum Einblick haben, welche und wieviele Personen gestorben sind, wieviele Ehepartner verwitwet waren und wieder neu geheiratet haben. Die Kindtaufen sind für diese Zeit ungewöhnlich wenige: nur neunzehn Einträge finden sich, was auf viele Tote auch unter den schwangeren Frauen hinweist.

Die Taufen vom Juni 1639 fehlen; 1649/1640 sind wieder kaisleriche Truppen in Schlaggenwald einquartiert und deren Soldatenfamilien lassen auch wieder Kinder taufen (Vheß; Bruder u.a.).

Ein älteres Traubuch war vorhanden und wurde auch geführt, was zwei Traueintragungen vom 22. November 1592 beweisen, die fälschlich in das Taufbuch (S. 105 hinten) eingetragen und dann wieder gestrichen worden sind, um ins Trauregister übertragen zu werden. Dieses Traubuch ist mit Sicherheit schon lange vor 1914 verschollen, da es sonst bei der Sichtung des Pfarrarchives aufgefunden worden wäre.

Ab 1625 wurde ein Heiratsbuch geführt. Die Traueinträge sind zwischen 1627/1628 lückenhaft und fehlen (bis auf wenige Ausnahmen) bis 1636. Ab dann setzt es wieder – mit wenigen kleinen Lücken – regelmäßig ein.


Zu den eingepfarrten Orten:

Müllersgrün (auch Milisgrün), Poschitzau (auch Busschitzaw), Rabensgrün (auch Robelsgrun), Schönwehr (auch Schönwerde).

Trossau war ursprünglich in das Pfarramt Schlaggenwald eingepfarrt.

Die meisten Einträge finden sich allerdings im Kirchenbuch von Donawitz, welches 1597 beginnt, bei den ältesten Taufen ist hier neben dem Vater auch die Mutter mit ihrem Vater und deren Herkunft verzeichnet.

Am 5. März 1609 schreibt der verärgerte Schlaggenwalder Diakon Johannes Deuzer bei der Taufe des Johannes Herget (Hergott) in das Taufbuch in Schlaggenwald folgenden Zusatz: '....da haben die Drosauer (Trossauer) ihre meiste(n) Kinder zu Donawitz, wie sie selbst bekennen, tauffen und begraben lassen, da sie doch in di(e)ß Kirchspiel (=nach Schlaggenwald) gepfarrt...' - die Einnahmen aus den Taufen und Beerdigungen fehlten dem Pfarrherrn, Diakonen und dem Kantor in Schlaggenwald.

Die Vornamen tauchen in vielen Varianten auf (Beispiele: Johannes (Hans, Ioannis); Nicolaus (Nickel, Nicolai, Klaus); Georg (Jörg, Jeorg u.ä.); Erasmus (Asmus); Bartholomäus (Partel, Bertel); Jacob (Jacoff); Valentin (Valten); Wolfgang (Wolff); Martin (Merten); Andreas (Endres); Michael (im 16. Jhdt. meistens Michel); Joachim (Jochim); Sebastian (Bastel); Balthasar (Baltzer);

Die Konfession war von 1557 an evangelisch-lutherisch und wurde langsam ab 1624 wieder römisch-katholisch. Viele Bürger und Einwohner aus Stadt und Pfarrdörfern gingen gerade in den ersten Jahren jedoch in – noch evangelisch-lutherische Orte, teils sogar bis über die Grenze nach Sachsen – um ihre Kinder dort taufen zu lassen, bis das wegen der sehr hohen Strafen unterlassen worden ist.

Alle Kirchenbücher und Matriken sind auf dem online – Portal 'Porta fontium' einsehbar.

Bisher wurden die Tauf- (ab 1557) und Traueinträge (ab 1625) bis 1644 erfasst. Damit sind die ältesten, oft nur schwer leserlichen Bücher bestmöglich ausgewertet und viele Zusammenhänge konnten durch die Gesamterfassung hergestellt werden.

Die weitere Erfassung ab 1644 wird erfolgen – so jedoch ist ein umfassendes Ortsfamilienbuch für die Zeit vor dem 30jährigen Krieg für Schlaggenwald erfasst und ermöglicht es in vielen Fällen, auch die Schicksale der Religionsvertriebenen und Exulanten aus der Stadt ab etwas 1626/1628 in Bayern und Sachsen bis hin nach Norddeutschland (z.B. Lüneburg) nachzuvollziehen. Ein Großteil der Bildungsschicht und diverse Familien aus der Oberschicht und aus dem Bergbau sind nach 1624/1628 nicht mehr in Schlaggenwald aufzufinden. Andere, wie die einflussreiche Familie Trötscher, findet sich schon im 15. Jahrhundert in der Stadt und ist dort bis nach 1900 ansässig gewesen.

Die Bevölkerung war ursprünglich deutschböhmisch und Kirchen- und Stadtbücher sind in deutscher Sprache geschrieben. Die deutschstämmige Bevölkerung wurde 1946 heimatvertrieben.

Zu bemerken ist noch, dass sich in dem gut erhaltenen Fundus des Stadtarchivs von Schlaggenwald viele Bücher befinden, die für die Familienforschung hilfreich sind.

So gibt es ein 'Copienbuch' (Sign.209), in dem viele Geburtsbriefe ab etwas 1540 erhalten sind, sowie das 'Geburts-, auch Verhaltens-, Abschieds und Kundschaften-Buch' von 1556-1604 (Sign.221) – diese werden dem OFB später als Ergänzung hinzugefügt, sobald es auf dem Portal 'Porta fontium' einsehbar ist.

Lutz Kühnl
lutz-kuehnl@t-online.de




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Lutz Kühnl


Niedersächsischer Landesverein für Familienkunde e.V.